„Dienstage für die Natur“

der Bericht eines ganz besonderen Teams der Natur- und Vogelschutzgruppe Meerholz-Hailer
(von Reiner Pospischil)
 

 

  

„Fridays for future“ , die Klimastreik- Bewegung der jungen Generation, ist derzeit in aller Munde.
Was die ständig anwachsende Zahl junger Menschen, die für ihre Zukunft auf die Straße gehen, definitiv erreicht hat ist, dass man „die Erwachsenen“ damit eindeutig in die Verantwortung genommen hat, insbesondere natürlich in die Verantwortung, darüber nachzudenken, was wir alle gemeinsam tun können - besser endlich tun müss(t)en - um Kindern und Enkeln eine auf Dauer lebenswerte Welt zu hinterlassen.
„Das geheime Leben der Bäume“, „Das geheime Netzwerk der Natur“, „Die Sprache der Pflanzen“ – viele Sachbücher, die man früher in den hinteren Regalen der Buchhandlungen nach langem Suchen entdecken konnte, stehen seit langem auf den ersten Plätzen der Verkaufslisten. Nicht ohne Grund.
Seit wir die Insekten nicht mehr nach langen Autobahnfahrten in mehreren Schichten von der Frontscheibe unserer Autos kratzen müssen; seitdem es immer seltener wird, eine Feldlerche aus einem Feld aufsteigen zu sehen, sie gleichzeitig ihr Lied trillern zu hören; seitdem die roten Waldameisen zumindest aus unserem heimischen Wald verschwunden sind, steigt allenthalben die Aufmerksamkeit für die Natur und die Erkenntnis, dass hier Dinge im größeren Maße „out of Order“ geraten sind.

Wer sich seit Jahren einbringt, die „Welt im Kleinen“ zu verbessern, ist eine Gruppe junggebliebener Mitbürger in den allerbesten Jahren, somit überwiegend zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr, aus Meerholz, Hailer und umliegenden Ortschaften, die sich an jedem Dienstagnachmittag um 13:30 Uhr im Vereinsheim neben dem Wingertshäuschen in Meerholz trifft, um sich in den Folgestunden um aktuelle Aufgaben zu kümmern, die ihnen die Natur fortwährend vor die Füße legt.

Die ersten gemeinsamen Aktionen auf den vielen von der NVSG gepflegten vereinseigenen, aber auch gepachteten oder im Auftrag übernommenen Flächen in der Gemarkung sind zu Beginn des Jahres überwiegend Pflegearbeiten. Da werden umgestürzte Bäume zu Kleinholz verarbeitet, mit denen man die Vogelschutzhütte, in der man an den Sonntagvormittagen gerne Gäste bewirtet, im Folgewinter beheizt. Man bereitet durch verschiedene Mäh- und Mulchtätigkeiten u.a. seltenen Orchideen den idealen Untergrund für ein mögliches Wachstum, säubert die Trittsteine in den Auen-Landschaften, um vielen gefiederten Fluggästen, aber auch unseren vor Ort brütenden Störchen, Enten und Gänsen; nicht zuletzt auch Fröschen und anderen Amphibien einen Rast- oder Lebensraum, für den einen oder andern sogar überlebenswichtige Nahrung anzubieten. Die Säuberung eines großen Teils hunderter Vogelhäuschen vor Beginn der Brutzeit gehört ebenfalls zu den Aufgaben der „Dienstagsgruppe“.

Man beobachtet an einem Tag das Wachstum des in unserer Gegend selten in freier Natur wachsenden „Hasenglöckchens“ und anderer pflanzlicher Seltenheiten, baut an einem anderen der im Aufgabenumfang stets vielfältigen Treffen die Zelte und Versorgungstheken für den 1. Mai gemeinsam auf- und ab, was auch in diesem Frühjahr mit einem jeweils stärkenden Imbiss, nach dem Aufbau aus dem Hähnchengrill eines ortsansässigen Wirtes und nach dem Abbau aus den heißen Pfannen eines Metzgers aus dem Meerholzer Unterdorf geliefert, erfolgreich beendet wurde. Neben den gemeinsam zu erledigenden Arbeiten ist gerade die freundliche Geselligkeit und der stets faire Umgang miteinander ein Magnet, der jeden der Teilnehmer an den Dienstagen unweigerlich in Richtung Vereinsheim  zieht.

Mit dem Erwachen der Natur kommen schnell weitere Aufgaben auf die Gruppe zu. So pflegt ein Teil der Mannschaft die Anlagen um das Vereinsheim, während andere - die „gelernten Handwerker“ im Team -  schweißen und löten; den neu angeschafften Mulcher mit dem alten Traktor verbinden, während andere wiederum im Keller wichtigen Arbeiten nachgehen und hölzerne Deckel für zahlreiche Vogelkästen bauen, weil Unbekannte in sinnlosen Aktionen zahlreiche vordere Holzteile vieler Brutkästen herausgerissen und anschließend so weit weggeworfen haben, dass man sie beim Kontroll- und Reinigungsgang im Frühjahr nicht wieder finden konnte. Ein weiteres Mitglied des Dienstagsteams steht für die zahlreich anfallenden PC- und anderen datenträchtigen Angelegenheiten der Mannschaft; generell darf sich jeder  dem Team anschließen, das an diesem Tag die  Tätigkeit anbietet, die man mit Freude, Interesse oder erworbenem „Know-how“ gerne ausüben möchte.

Derzeit besteht die Hauptaufgabe des Teams, aber auch des gesamten Natur- und Vogelschutz-Vereins darin, das in vielen Jahrzehnten gewonnene Fachwissen der  älteren Vereinsmitglieder den jüngeren Teilnehmern zunächst zu übermitteln, um die anfallenden Aufgaben zu einem hoffentlich sehr viel späteren erst notwendig werdenden  Zeitpunkt dann auch übertragen zu können. 

Momentan ziehen alle gemeinsam an dem Strang, Vogelpopulationen am Leben zu halten, Amphibien wieder anzusiedeln, Streuobstwiesen und viele andere Flächen in der Gemarkung zu pflegen, nicht zuletzt, um der blühenden „Vielfalt“ auf vielen Wiesen wieder mehr Chancen zu geben. Im Herbst kommen dann zusätzliche Aufgaben mit der Obsternte, dem Baumschnitt etc. hinzu. Aber davon würden wir gerne zu einem späteren Zeitpunkt berichten.

Wer sich dem Team gerne anschließen möchte und sich sinnvoll in den Natur- und Vogelschutz einbringen möchte, ist in der Dienstagsgruppe sehr gerne gesehen.